Lakota-Waldorf-Schule

Die Lakota-Stiftung in der Schweiz ist die offizielle Förderinstitution der Lakota-Waldorf-Schule. Die Schule verfolgt das Ziel, den Kindern der Lakota eine gute Ausbildung zu ermöglichen, basierend auf ihrer Sprache und Kultur.

Die Lakota-Waldorf-Schule wird gänzlich durch Spenden und Vergaben von Stiftungen getragen, die für die täglichen vier gesunden Mahlzeiten der Lernenden, die Lehrpersonengehälter, die Ausstattung der Klassenzimmer und Lernmaterialien (Bücher, Bastelmaterial, Zirkel, Leder etc.), aber auch für die Instandhaltung und Renovationen der Infrastruktur eingesetzt werden können.

Die grösste Herausforderung für die Lakota-Waldorf-Schule ist es, die Gehälter der 18 Angestellten der Schule abzudecken. Dies sind zwei Busfahrer, vier Personen in der Administration, Fundraising und Geschäftsführung, neun Lehrpersonen und Assistierende, eine Köchin, zwei Wartungsangestellte und die zwei Lehrpersonen des Bildungsprogramms im Jugendgefängnis.

Zusätzliche Angebote, die die Schule bereitstellt, sind der schuleigene Powwow-Tanzklub, genannt Teca Wacipi Okolakiciye, der zu verschiedenen Tanzveranstaltungen reist und den Lernenden die Möglichkeit bietet, sich an ihrer Kultur zu beteiligen. Die enormen Entfernungen auf dem Reservat und die begrenzten finanziellen Mittel machen es für die Lernenden sehr schwierig, zur Schule zu gelangen. Deshalb werden alle Kinder mit Schulbussen von und zur Schule gebracht. Täglich legen die Busse etwa 380 km zurück, um die Schule für alle zugänglich zu machen.

Hintergrund

Das Pine-Ridge-Reservat ist eines der ärmsten Gebiete der USA.

  • Die Arbeitslosenrate liegt ungefähr bei 85%.
  • Das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt etwa $ 3’400.- pro Familie.
  • Die Kindersterblichkeit als auch die Suizidrate unter Jugendlichen sind doppelt bis dreimal so hoch wie in den übrigen USA.
  • Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer liegt bei 48, jene der Frauen bei 52 Jahren.
  • Die wirtschaftliche und medizinische Entwicklung des Pine Ridge Reservats ist marginal.
  • Bildungsstatistiken sind auf allen Ebenen nicht kompatibel mit den Erwartungen der amerikanischen Marktwirtschaft und die 50% der Lernenden, die die Schule abschliessen, können kaum mithalten.

Trotz Armut, Genozid und jahrhundertlanger Unterdrückung und Assimilierung haben die Lakota dank starkem Wiederstand überlebt und ihre Kultur, ihr Selbstbewusstsein erfährt eine starke Wiederbelebung. Dies ist verbunden mit dem Gedanken, dass der Weg aus Abhängigkeit und Armut mit der eigenen Kraft geführt werden muss.

Die Entstehung der Lakota-Waldorf-Schule

1992 schlossen sich eine Gruppe besorgter Lakota-Eltern zusammen, um Lösungen für die Bildungsungerechtigkeit zu suchen. Aus den regelmässigen Treffen entstand bald der Entschluss, eine Schule zu gründen, die auf einem Fundament der Lakota-Kultur aufgebaut ist.

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Die Lakota-Kultur ist durchflochten von vier Tugenden: Grosszügigkeit, Mut, Respekt und Weisheit. Diese sollten die Basis dieser neuen Schule werden. Nachdem verschiedene Schulmodelle besprochen wurden, stiess die Elterngruppe auf die Waldorfpädagogik. Isabel Stadnick, eine der Gründerinnen, war selbst Absolventin der Waldorf-Schule Basel und half der Gründungsgruppe Waldorf-Schulen zu besuchen, um Einblicke in die Waldorfpädagogik zu gewinnen. In dieser Pädagogik fanden sie Parallelen zu ihrer eigenen Kultur, wie das ganzheitliche Menschenbild, die Einheit zwischen Natur und Mensch, die Bedeutung des Geschichtenerzählens und das Nutzen der Imagination.

Im Jahre 1993 gründete die Elterngruppe bestehend aus John Haas, John Around Him, Saunie Wilson, Matilda Montileaux, Robert und Isabel Stadnick und Norman Under Baggage, die Wolakota Waldorf Society und wurde vom Staat als gemeinnützige Organisation anerkannt.

Damit sich die Schule nach der Lakota-Kultur richten kann, muss sie staatsunabhängig sein, die Finanzierung muss demgemäss von anderer Seite getragen werden. Da die wenigsten Eltern einen finanziellen Schulbeitrag zu bezahlen vermögen, begann die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Fundraising-Touren wurden gestartet und 1994 erwarben sie ein Stück Land. Darauf wurden ein Kindergarten sowie ein Gebäude mit einem Klassenzimmer erbaut.

Mit grosser Freude eröffnete die Lakota Waldorf School 1994 ihre Türen mit einem Kindergarten. Im Herbst 2000 folgte die erste Schulklasse, 2015 entstand eine zweite und dritte Klasse, 2017 erweiterte sich die Schule bis zur 7. Klasse und im Frühjahr 2020 absolvierte die erste 8.-Klasse-Schülerin ihre Sekundarschule an der Lakota-Waldorf-Schule.

Der grosse Lehrpersonenmangel auf dem Reservat führte dazu, dass die Lakota-Waldorf-Schule in Zusammenarbeit mit der Akademie für Anthroposophische Pädagogik (AfaP), 2018 ihr eigenes Lehrerseminar gründete – die Academy for Indigenous Waldorf Pedagogy (AIWP).

Im Frühling 2023 gründete Celestine Stadnick in Kollaboration mit der Schule und dem Oglala-Lakota-Sioux-Stamm ein Bildungsprogramm für das lokale Jugendgefängnis – das Juvenile Detention Center Education Program (JDCEP). Ebenfalls in 2023 wurde das neue, grosse, wunderschöne Schulhaus vervollständigt. Dies nach jahrelangem intensivem Fundraising und unter der Schulleitung von Isabel Stadnick.

Weitere grosse Meilensteine der Schule sind die Entstehung des Programms für gesunde Mahlzeiten, die Entwicklung einer einzigartigen Pädagogik – der Lakota-Waldorf-Pädagogik. Ein wichtiger Bestandteil dieser Pädagogik ist der Lakota-Kultur-Unterricht, den Santee Witt, ein Lakota-Künstler und Zeremonienleiter, seit 2018 leitet und der einzigartig ist. Ein weiterer Bestandteil dieser Pädagogik ist der Naturunterricht, dessen Garten jährlich viel Gemüse und Beeren in die Schulküche bringt.

Im Jahre 2020 wurde deutlich, dass die Lakota-Waldorf-Schule einen grossen Einfluss auf indigene Gemeinschaften auf einer globalen Ebene hat. Schulen, Bildungsleitende, und Menschen aktiv in der Politik aus ganz Europa, Australien, Kanada, USA etc. passen ihre Richtlinien, Verfahren, Pädagogik nach dem Modell der Lakota-Waldorf-Schule an. Dies nahm Isabel Stadnick als Gelegenheit, alle Waldorf-Schulen der USA und Kanada aufzurufen, auf Schulgebühren für indigene Kinder zu verzichten. Diesem Aufruf folgten einige Schulen, andere arbeiten noch daran, aber eine grosse Schulbewegung wurde dadurch losgelöst.

Heute besuchen etwa 60 Lernende die Lakota-Waldorf-Schule, und diese Zahl steigt jährlich. Zusätzlich nehmen zwischen 10 und 40 Jugendliche am Bildungsprogramm des Jugendgefängnisses teil. Die Schule bietet nicht nur Lernangebote für Kinder, sondern auch für Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulgemeinschaften, die koloniale Bildungsstrukturen durch indigene Pädagogik ersetzen möchten.

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Häufige Fragen

Gerne beantworten wir weitere Fragen unter info@lakotastiftung.ch.

Wanna Waki – Mein Leben bei den Lakota

Isabel Stadnick, die Präsidentin der Lakota-Stiftung, erzählt ihre Geschichte und wie sie ihr Zuhause auf dem Reservat fand, im Buch «Wanna Waki – Mein Leben bei den Lakota. Im Oktober 2009 erschien es im Wörterseh-Verlag als Buch, mit einem Vorwort von Federica de Cesco. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung war Isabels Buch in der Schweiz bereits der Bestseller Nr. 1 bei den Sachbüchern. Wer sich nicht genau vorstellen kann, wie die moderne Lakota-Realität aussieht, kann sich durch dieses Buch ein klareres Bild davon verschaffen.

Buchcover: Isabel Stadnick: Wanna Waki - mein Leben bei den Lakota

Isabel schildert im Buch ihren persönlichen Weg, von einer ersten Reise zu den Lakota bis zu ihrem Engagement für eine bessere Schulbildung der Lakota-Kinder. Leserinnen und Leser erfahren aber auch vieles über die Geschichte und Kultur der Lakota-Nation.

Buchcover: Isabel Stadnick: Wo meine Seele wohnt

Im Juni 2011 erschien Isabels Buch unter dem Titel „Wo meine Seele wohnt“ als Taschenbuch im Blanvalet Verlag.

Beide Bücher können Sie in jeder Buchhandlung bestellen oder online kaufen.

Offizielle Website

Offizielle Website der Lakota-Waldorf-Schule
Flyer Lakota-Waldorf-Schule

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